Unsere CSD-Gottesdienste seit 2016
9. Gd – 2024 | Regionalbischöfin Bettina Schlauraff (evgl.) und Gem.-Ref. Thomas Dammann (kath.) | Matthäus 5,13
„Queerfeindlichen die Suppe versalzen“ war das Motto des CSDs 2024 in Halle und passend dazu lautete die Predigtstelle: Ihr seid das Salz der Erde (Matthäus 5,13). Was aber, wenn man seine Salzigkeit verliert, weil die eigene Salzigkeit nicht erwünscht ist?
Bettina Schlauraff fand dafür ein einprägsames Bild: Sie ist Recht- und Linkshänderin, was als Kind für sie kein Problem war; sie nahm einfach die Hand, nach der ihr war. Dann kam sie in die Schule und ihr wurde gesagt, dass es nur Rechtshänder gibt und sie die rechte Hand nehmen soll. Sie fand das blöd, dachte aber: „Dann ist das so.“ Aber ihr fehlte etwas; etwas was sie ausmachte.
In diesem Bild fanden sich wohl viele der Anwesenden wieder, denn auch uns wurde gesagt, wie wir zu sein und zu lieben hatten. Und viele von uns nahmen das jahrelang hin und dachten: „Dann ist das so.“ Aber eigentlich fanden wir es blöd und uns fehlte etwas; etwas was uns ausmacht.
Den Gedanken nahm Thomas Dammann in der Dialogpredigt auf: Egal ob man am Anfang des Coming out steht oder für alle offen sein Queersein lebt: Salz bleibt Salz, also sei Salz und wirke in die Welt als „Salz der Erde.“ Wie, das sei jedem und jeder selbst überlassen. Wir müssen nicht gleich sein, auch nicht in der queeren community, so wie wir auch nicht alle unsere Speisen gleich gewürzt mögen. Die einen mögen nur einen Hauch von Würze, die anderen salzen kräftig nach – und versalzen auch gern mal Queerfeindlichen die Suppe.
Kurz-Ticker: Insgesamt waren 65 Menschen beim Gottesdienst + Kräftig und schwungvoll begleitete Almuth Schulz den Gottesdienst am Klavier und bekam spontan begeisterten Applaus dafür + Die Kollekte betrug 387,48 € und geht hälftig an die Gruppe „Queer Refugees“ und „Queer und Glauben“ (beide BBZ Lebensart); Danke an alle Gebenden! + Nach dem Gottesdienst konnten sich Einzelpersonen oder Paare segnen lassen, was gut angenommen wurde + Etliche Besucher*innen blieben zum Kirchencafé, unterhielten sich und genossen die besondere Atmosphäre
Danke an die Evangelische Kirche Mitteldeutschland, das Begegnungs- und Beratungszentrum Lebensart e.V. Halle/Saale und das Land Sachsen-Anhalt für die finanzielle Unterstützung!
8. Gd – 2023 | Pfrn. Hannah Henke (evgl.) und Gem.-Ref. Thomas Dammann (kath.) | 1. Johannes 4
Am Sonntag, den 10.09.23, fand der von unserer Gruppe organisierte ökumenische CSD-Gottesdienst in der Laurentius Kirche am Botanischen Garten in Halle statt. Die Dialogpredigt wurde von Hannah Henke und Thomas Dammann gehalten. Wir freuten uns nicht nur über die vielen Menschen (68), die den Weg in diesen Gottesdienst gefunden hatten, sondern auch über die positive Reaktion der Anwesenden auf die Möglichkeit eine Fürbitte mit dem Anzünden einer Kerze zu verbinden. Die Predigt berührte mich zutiefst. Vor allem die Herzlichkeit und die Wärme der Worte sind mir noch gut im Gedächtnis.
Beim Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst kamen viele Menschen auf uns zu und meldeten uns ebenfalls zurück, dass sie den Gottesdienst als sehr gelungen empfanden. Gemütlich standen wir noch beisammen, unterhielten uns mit den Menschen und ließen den Gottesdienst ausklingen.
Zu unserem nächsten Gruppentreffen nach dem CSD durften wir drei neue Menschen begrüßen, worüber wir uns sehr freuen.
Danke an die Evangelische Kirche Mitteldeutschland, das Begegnungs- und Beratungszentrum Lebensart e.V. Halle/Saale und das Land Sachsen-Anhalt für die finanzielle Unterstützung!
7. Gd – 2022 | Pfrn. Margot Runge | Galater 3, 26-28
Wir freuten uns sehr darüber, dass wir zu unserem 7. CSD-Gottesdienst in der Laurentiuskirche 52 Personen willkommen heißen durften. Ein Teil der Leute kannten wir schon aus den Vorjahren, einige waren am Tag vorher auf dem Straßenfest von uns auf den Gottesdienst aufmerksam gemacht worden und waren gespannt auf unseren Gottesdienst. Auch Menschen aus der Laurentius-Gemeinde und anderen halleschen Gemeinden waren da.
Der Gottesdienst fand in der festlich geschmückten Laurentiuskirche statt. Die Predigt wurde von Frau Pastorin Margot Runge von “Queerpredigen” gehalten, nachzulesen auf queerpredigen.com. Sie thematisierte darin die Frage nach der Zweidimensionalität von Geschlecht und bot eine neue Betrachtungsweise des Schöpfungsberichts in Genesis I. Eingebettet wurde der Gottesdienst in Lieder, die neue Texte auf alten, bekannten Melodien dichteten.
Besonders in Erinnerung geblieben, sowohl bei uns als Gruppe als auch bei den Besuchenden des Gottesdienstes, ist die Verlesung des Schuldbekenntnis durch Regionalbischöfin Bettina Schlauraff.
Dass das Schuldbekenntnis von offizieller Seite im Rahmen eines CSDs nochmal verlesen wird, war uns sehr wichtig, zeigt es doch die Veränderung in der evangelischen Kirche, der wir Gruppenmitglieder fast alle angehören. Es lässt uns als queere Christ*innen Heimat in der Kirche finden.
Im Anschluss an den Gottesdienst gab es die Möglichkeit, bei Kaffee, Tee, Saft und Keksen miteinander ins Gespräch zu kommen.
Erfreulicherweise blieb nahezu die Hälfte der Teilnehmenden aus dem Gottesdienst. Wir hatten so die Chance, erneut mit verschiedenen Menschen ins Gespräch zu kommen. Es wurde sich nicht nur über den Gottesdienst oder unsere Ziele als Gruppe ausgetauscht, sondern auch kirchenpolitische Themen sowie persönliche Erfahrungen besprochen.
Wir sind dankbar für die vielen Eindrücke und netten Menschen mit denen wir uns Gespräch kommen durften. Und wir freuen uns, dass unsere Gruppe nach dem CSD um einige neue Mitglieder gewachsen ist. Und vor allem freuen wir uns als queere Christ*innen, dass wir in diesem Jahr zum ersten Mal finanziell von der EKM unterstützt wurden und überhaupt viel Rückenstärkung innerhalb der evangelischen Kirche erfahren. Das ist für einige von uns, die andere Erfahrungen gemacht haben, noch neu, aber ein sehr gutes Gefühl!
Danke an die Evangelische Kirche Mitteldeutschland (EKMD) und an das Begegnungs- und Beratungszentrum Lebensart e.V. Halle/Saale für die finanzielle Unterstützung!
Bericht der Evangelischen Frauen in Mitteldeutschland: Regionalbischöfin verliest Schuldbekenntnis
2022 – Das erste Mal beim CSD-Straßenfest dabei
Zum hallischen CSD am 10.09.2022 war unsere Gruppe das erste Mal mit einem eigenen Stand auf dem Straßenfest vertreten. Vom Aufbau auf dem Marktplatz morgens um 9 Uhr bis zum Abbauen 20.00 Uhr waren unsere Gruppenmitglieder an der Gestaltung des CSD beteiligt.
Wir hatten vorher verschiedenes zusammengestellt, was wir an unserem Stand anbieten wollten: Info-Flyer, Anstecker, Schlüsselanhänger, Abzieh-Tattoos und eigene Postkarten und Aufkleber. Auf einer Regenbogen-Tischdecke platzierten wir unsere Auslage. Ein großer „Warn-Aufsteller“ auf dem Tisch lud zu unserem Gottesdienst am Sonntag ein. Eine Buttonmaschine wurde über Eck auf einem weiteren Tisch platziert, die sich im Laufe des Tages als äußerst beliebt herausstellte. Kreative konnten hier ihre eigenen Buttons und Kühlschrankmagnete produzieren, während man miteinander ins Gespräch kam.
Schon während des Aufbauens kamen die ersten Interessierten an unseren Stand. Einige nur zum Schauen, manche nur um etwas zu kaufen, aber die meisten blieben für ein Gespräch und waren sehr interessiert, etwas über uns und unsere Gruppe zu erfahren.
Besonders in Erinnerung bleiben werden uns die vielen freundlichen Menschen, mit denen wir ins Gespräch kommen durften. Es hat uns sehr beeindruckt wie bedrückend und gleichzeitig befreiend die Themen Queer und Glaube für so viele Menschen sind.
Eine junge Frau erzählte glücklich aufgeregt, wie sehr sie nach einer Gruppe wie der unseren gesucht hatte, eine ältere Dame fand sehr deutliche Worte für ihre Wut, insbesondere über die katholische Kirche und deren Umgang mit deren queeren Mitgliedern.
Eines unserer Gruppenmitglieder stellte unsere Gruppe auf der Hauptbühne vor, und auch hier waren die Rückmeldungen sehr positiv.
Die vielen Gespräche mit den unterschiedlichsten Menschen waren bereichernd und inspirierend, der Tag für uns in der Gesamtheit ein voller Erfolg.
6. Gd – 2021 | Regionalbischof Dr. Johann Schneider | 1. Johannes 4, 19
Text folgt …
5. Gd – 2020 | Pfr. Werner Meyknecht | Lukas 24, 13-35
Zwei Leute gehen eine Straße entlang voller Ohnmacht, Wut und Trauer. Alles, woran sie geglaubt haben und wofür sie sich eingesetzt haben, ist gescheitert. So beginnt in der Bibel die Geschichte der Emmaus-Jünger. Und mit dieser Geschichte begann die Predigt von Pfarrer Meyknecht. Denn Ohnmacht, Wut und Trauer ist es auch, was er spürt, wenn er von den Versammlungen des Gemeinde-Kirchenrates kommt, in denen es um die kirchliche Trauung homosexueller Paare geht. Warum wird Liebenden Gottes Segen verweigert?
Und die Bibel hilft da auch nicht weiter. Denn die Bibel ist zwar Gottes Wort, aber sein Wort eingekleidet in menschliche Worte, durch Übersetzungen verändert und immer wieder dem Sprachgebrauch angepasst. Wir können die Bibel nicht wörtlich nehmen, aber was dann? Lässt uns die Bibel nicht im Stich mit ihren widersprüchlichen Aussagen zur Homosexualität? Versagt sie nicht restlos durch ihr Schweigen zu allen anderen Menschen, die LSBTIQ+ sind?
In der Geschichte von den Emmaus-Jüngern erscheint Jesus den Jüngern, nur erkennen sie ihn nicht, und Jesus legt ihnen die alten Schriften von Moses bis zu den Propheten aus. So erkennen sie Gottes Wahrheit und sie brennt in ihren Herzen. Da steht nicht: Jesus kommt und sagt, so und so ist es, sondern Jesus legt aus, er deutet. Und damit zeigt uns Jesus was wir tun sollen: uns deutend mit den Texten und Gleichnissen in der Bibel auseinander zu setzen. Ja, es wird dabei zu verschiedenen Lesarten kommen, aber (und das war die eindringlichste Passage der Predigt) dies ist keine Vielfalt, die uns trennt, sondern eine Vielfalt, die uns eint. Denn sie bringt uns dazu, uns mit dem Wort Gottes, so wie es uns vorliegt, intensiv zu beschäftigen und es in Beziehung zu setzen zu unseren Mitmenschen und unserer Zeit. Das ist die Auferstehung des Wortes, das ist das lebendige Wort Gottes.
„Vielfalt ohne Alternative.“ – das war das Motto des diesjährigem CSD. Vielfalt von der Gesellschaft einzufordern, wenn man queer ist, ist oft nicht leicht, aber weitaus schwieriger ist es oft, als queerer Christ die Vielfalt der Bibellesarten auszutragen – das ist mir durch die Predigt wieder einmal bewusst geworden.
CSD-Gottesdienst Kurzticker: + ca. 40 Leute nahmen am Gottesdienst teil + die meisten Teilnehmer*innen waren jung und deutlich unter 40 Jahre + trotz Corona-Masken klang der Gesang laut und kraftvoll + die Kollekte von 87,05 € geht an die ILGA World (The International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association) – Dank an die Geber + Bei sommerlichen Temperaturen, Kaffee, kühlen Getränken und vor allem guten Gesprächen standen noch etliche Teilnehmer*innen lange vor der Kirche + Danke an die Laurentiusgemeinde für die Unterstützung
4. Gd – 2019 | Pfr. Sven Hanson und Pfrn. Carola Ritter | Markus 7, 31-37
Erinnern heißt, aktiv sein! Zum 50. Jahrestag der Stonewall-Aufstände ging es im Gottesdienst um das Erinnern an persönliche Erlebnisse von Diskriminierungen und den Widerstand dagegen, aber auch um die Erinnerung an die großen Ereignisse von Stonewall und der Rolle der Schwulen- und Lesbenbewegung im Wendeherbst 1989. Die Dialogpredigt stellte dar, dass gruppenspezifische Diskriminierung nur geschehen kann, wenn die Mehrheit schweigt und sich nicht solidarisiert.
Sich erinnern, gemeinsam singen, beten und miteinander reden – dieser Einladung sind auch in diesem Jahr 45 Menschen gefolgt.
Mehr zum CSD 2019 in der „homo sum“ 3/2019
3. Gd – 2018 | Pfrn. Sabine Franz und Pfrn. Jutta Noetzel | Johannes 6,35; 8,12; 10,9; 10,11; 11,25; 14,6; 15,5
Text folgt …
2. Gd – 2017 | Pfr. Sören Brenner und Pfrn. Carola Ritter | 1. Johannes 4,7-12
Der 2. CSD-Gottesdienst stand unter dem Thema liebe-voll. Dazu waren am Sonntag, den 10.09.2017, etwa 50 Besucher unserer Einladung in die Laurentiuskirche gefolgt. Das Thema Liebe zog sich durch den gesamten Gottesdienst. Die Lieder dazu aus dem Gesangbuch werden leider zu selten gesungen. Auch die Dialogpredigt zwischen Sören Brenner und Carola Ritter griff die Liebe auf. Sie bezogen sich auf den Text 1 Joh 4, 7-12. Der Text wurde in der Übersetzung in gerechter Sprache gelesen.
Die Fürbitten haben versucht, möglichst viele Anliegen vor Gott zu bringen. Mancher sagte hinterher, es seien fast zu viele gewesen. Aber leider gibt es immer noch zu viel, was queere Menschen in Halle und darüber hinaus als Flehen zum Himmel schicken wollen. Ganz aktuell baten wir für Eduard Stapel, einen Theologen und Aktivist der Schwulenbewegung in der DDR, der Anfang September im Alter von 64 Jahren verstarb.
Am Ende segnete Pfarrer Brenner die Gemeinde für die nächste Zeit und ihr Tun. Möge der Segen bis zum nächsten CSD Gottesdienst uns alle begleiten. Die gesammelten Spenden kamen zum Teil der Ortsgemeinde zugute und gut 70 Euro konnten für die Arbeit des BBZ „lebensart“ gesammelt werden.
1. Gd – 2016 | Pfr. Sören Brenner und Pfr. Curt Strauss | 2. Timotheus 1,7-10
Text folgt …